Seit dem Altertum wurden Flüsse aufgestaut, um Felder zu bewässern.
So auch bei uns noch im 19. Jahrhundert mit den Wehren im Boker Kanal (seit 1853).
Jedoch hatten das Wehr am Lippstädter Stadtrand einen anderen Zweck:
In früheren Jahrhunderten wurde die Lippe aufgestaut, damit der erhöhte Wasserstand die nördliche und südliche Umflut gut füllte.
Die Umfluten dienten als Wehrgräben (Festungsgräben) rund um den Stadtwall.
Siehe: 1623 - Kampf um die Festung Lippstadt.
Um ein altes Holzwehr zu ersetzen, wurde 1711 auf Befehl des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. mit dem Bau des Steinwehrs begonnen, damit die Umfluten weiter genutzt werden konnten. Die Verteidigungsanlagen um die Stadt waren zum Schluss auf bis zu 250 m Breite ausgebaut, weil im Laufe der Zeit die Waffen immer weiter reichten.
Jedoch wurde die Lippstädter Festung 1764 komplett abgerissen, wieder auf königlichen Befehl hin. Bei anderen Städten war es ebenso. Die politische Lage hatte sich geändert und die Verteidigungsanlagen verursachten zu hohe Unterhaltungskosten.
Ich vermute, dass das Steinwehr auch anschließend noch genutzt wurde, nämlich um mit dem Lippe-Wasser die städtische, offene Kanalisation zu spülen
und/oder um mehr Wasser in den Schifffahrtskanal (ab 1830) zu leiten.
Wegen der Umfluten und des Kanals waren überall rund um die Innenstadt Gewässer sichtbar, was wahrscheinlich der Grund dafür war,
dass Lippstadt als die wasserreichste Stadt Westfalens beschrieben wurde.