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Das alte Steinwehr an der Lippe im Grünen Winkel


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Postkarte, gestempelt 1913. Warum wurde das Wehr damals als „Schleuse Toscana“ bezeichnet?
Rechts: Das Gebäude könnte noch aus der Zeit der ehema­ligen Kaserne bis 1906 stammen, bevor die Schule gebaut wurde.




Das alte Wehr im Grünen Winkel

Wenn man von der Innenstadt in den Grünen Winkel geht, kommt man zu der Fuß­gänger­brücke zwischen der „Schule im Grünen Winkel“ (früher Wilhelmschule) und der Post-Halb­insel (Haupt­post bis 2023).
Die Brücke wird „altes Stein­wehr“ ge­nannt, da es früher als Stau­wehr (Sperr­schleuse) ge­nutzt wurde, um die Lippe auf­zu­stauen. Das stei­nerne Wehr wurde 1712 fertig­gestellt und er­setzte ein frühe­res Wehr aus Holz.

Seit dem Altertum wurden Flüsse auf­ge­staut, um Felder zu be­wäs­sern. So auch bei uns noch im 19. Jahr­hun­dert mit den Weh­ren im Boker Kanal (seit 1853).
Jedoch hatten das Wehr am Lipp­städter Stadt­rand einen ande­ren Zweck: In frühe­ren Jahr­hun­der­ten wurde die Lippe auf­ge­staut, damit der erhöhte Wasser­stand die nörd­liche und süd­liche Umflut gut füllte. Die Um­fluten dien­ten als Wehr­gräben (Festungs­gräben) rund um den Stadt­wall. Siehe: 1623 - Kampf um die Festung Lippstadt.

Um ein altes Holzwehr zu erset­zen, wurde 1711 auf Befehl des preu­ßi­schen Königs Fried­rich Wil­helm I. mit dem Bau des Stein­wehrs be­gon­nen, damit die Umflu­ten wei­ter ge­nutzt wer­den konn­ten. Die Vertei­di­gungs­anlagen um die Stadt waren zum Schluss auf bis zu 250 m Breite aus­ge­baut, weil im Laufe der Zeit die Waffen immer wei­ter reich­ten.

Jedoch wurde die Lippstädter Festung 1764 kom­plett ab­ge­ris­sen, wieder auf könig­lichen Befehl hin. Bei ande­ren Städten war es ebenso. Die poli­ti­sche Lage hatte sich ge­ändert und die Vertei­di­gungs­anlagen ver­ur­sachten zu hohe Unter­haltungs­kosten.

Ich vermute, dass das Steinwehr auch anschlie­ßend noch ge­nutzt wurde, näm­lich um mit dem Lippe-Wasser die städ­ti­sche, offene Kanali­sa­tion zu spülen und/oder um mehr Was­ser in den Schiff­fahrts­kanal (ab 1830) zu lei­ten.
Wegen der Umflu­ten und des Kanals waren über­all rund um die Innen­stadt Gewäs­ser sicht­bar, was wahr­schein­lich der Grund da­für war, dass Lipp­stadt als die wasser­reichste Stadt West­falens be­schrie­ben wurde.

Die Lippe-Schiff­fahrt wurde 1870 wie­der ein­ge­stellt - nach nur weni­gen Jahr­zehn­ten, weil Güter­trans­porte nun leich­ter mit der neuen Eisen­bahn durch­ge­führt wer­den konn­ten.
Das alte Steinwehr - nun ohne Funktion - wurde 1985 unter Denk­mal­schutz ge­stellt und 1986 umfas­send reno­viert. Es dient heute als Fuß­gänger­brücke und ist mit sei­nen Bögen, Holz­bohlen und Ketten ein belieb­tes Foto­motiv im Grünen Winkel.

Text und Fotos: Jörg Rosenthal
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Das 1986 renovierte Steinwehr an der „Schule im Grünen Winkel“ (früher Wilhelmschule)
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