September 1822
Die rote Ruhr hat
wieder stärker um sich gegriffen, und mehrere Personen sind an dieser Krankheit, die sehr ansteckend ist, gestorben.
Die Leichen der an dieser Krankheit Verstorbenen werden auf Veranlassung
des Kreisphysikus Dr. Mühlenfeld ohne Gefolge beerdigt.
Dezember 1822
In der Katholischen Elementarschule, die aus 270 Kindern besteht, wird dringend
eine zweite Lehrkraft benötigt, da es dem einzigen Lehrer Knievel nicht möglich ist, jene Anzahl Kinder
von so verschiedenem Alter ordentlich zu unterrichten.
Januar 1823
Häuser und Grundstücke kommen jetzt genug zum Verkauf.
Es finden solche aber nur Käufer zu außerordentlich günstigen Preisen.
Juli 1823
Die Austeilung der vielen Gewerbescheine an herumziehende Musikanten als Orgeldreher usw. belästigen
das Publikum wirklich sehr. Oft hat es sich getroffen, daß ein halbes Dutzend solcher Orgeldreher hier ankommt
und die ganze Stadt durchorgeln oder mit anderer Katzenmusik das Publikum belästigen.
Viel besser als betteln ist dieser Berufszweig wohl auch nicht. Es ist dringend zu wünschen, daß mit der Austeilung
solcher Gewerbescheine sparsamer verfahren wird.
Dezember 1823
Nach einer Regierungsverfügung ist es zwar verboten, daß in den Apotheken Schnaps ausgeschenkt werden soll.
Allein diese Vorschrift wird hier, wie auch in der Umgebung nicht genau befolgt.
Darum ist die Aufrechterhaltung dieses Verbotes in jeder Hinsicht zweckmäßig.
Den Apothekern darf es nicht gestattet werden, Branntwein oder Likör, auch nicht in ihrem übrigen Lokal, auszuschenken.
Sie haben ohnehin ein sehr einträgliches Gewerbe und die Begünstigung, daß sich nicht
mehr Apotheker in einem Ort wie nötig niederlassen dürfen,
ist eine zwar nötige, aber doch immer noch große Vergünstigung. Auch wird durch die gewöhnlichen Erzählungen
und Mitteilungen von Stadtwenigkeiten und Lügen der Schnapstrinker die Aufmerksamkeit
des Apotheken-Provisors und der Lehrlinge zu sehr gesteigert und ihnen die so nötige Aufmerksamkeit
eines zur Bereitung vor sich liegenden Rezepts, was über Tod und Leben entscheiden soll, entzogen.
Januar 1824
Diebereien sind im vergangenem Monat außer einigen Holzdiebstählen, die auch bestraft wurden,
nicht vorgekommen. Diese Bestrafung hat wahrscheinlich zur Folge gehabt, daß
dem Bürgermeister Gallenkamp zur unnötigen Danksagung 42 der schönsten Obstbäume
auf seinem Garten, die bereits 50 Jahre gestanden haben, reinweg abgesägt worden sind,
so daß dieselben absterben müssen. Es ist dies eine traurige Erfahrung, die
ein rechtschaffener Beamter machen muß, der das Unglück hat, der Polizeiverwaltung vorzustehen.
August 1824
Die jetzige Methode, viele Blutegel als Arznei
äußerlich zu gebrauchen, führt viele Personen, sogar aus entfernten Gegenden, nach Lippstadt,
um die Blutegel hier aufzukaufen.
Oktober 1824
Einem hiesigen Krämer namens Damm wurden 200 Reichstaler entwendet,
und zwar aus einem unverschlossenen Koffer, welcher auf seiner Kammer stand,
die ebenfalls nicht verschlossen war.
Der ehrliche Dieb, dem wohl das Gewissen pochte, hat zwei Nächte nach dem Diebstahl 60 Reichstaler
in einen Leinwandbeutel gewickelt und dem Eigentümer
wieder durch ein Fenster ins Haus geworfen.
Februar 1825
Eine Abteilung der konzessionierten Richterschen Schauspielergesellschaft will einige Wochen lang hierselbst theatralische Vorstellungen geben. Die Stadtbehörde hat dies nicht versagen können und mögen. Es werden dieselben aber sehr die schlechten Verhältnisse der hiesigen Einwohner zu bemerken Gelegenheit haben.